„Jedes Bild ist ein Farbgedanke“ (Theo van Doesburg)

Die überraschende Begegnung mit diesem Bild des Bauhauskünstlers Max Bill in einer Präsentation von Werken aus der Patricia Phleps de Cisneros Sammlung im Museo Reins Sofia in Madrid hat auf mich tiefen Eindruck gemacht. Max Bill zählt zur zweiten Bauhausgeneration (Schülergeneration von Klee, Itten u.a.) und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter der Züricher Schule der Konkreten. In Ergänzung zu Theo van Doesburgs Einführung des Begriffs konkrete Kunst definierte Max Bill seine Vorstellung „konkreter Kunst“ wie folgt: „das ziel der konkreten kunst ist es, gegenstände für den geistigen gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der mensch sich gegenstände schafft für den materiellen gebrauch. […] konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von harmonischem maß und gesetz. sie ordnet systeme und gibt mit künstlerischen mitteln diesen ordnungen das leben.“

Siehe auch: konkrete Kunst nach 1945: vom rechten Winkel

„La función blanca“

Lidy Prati, Homenaje a Max Bill o Guatemala

Die Theorien von Max Bill fanden in Südamerika ausgehend von der 1945 in Argentinien gegründeten Asociación Arte Concreto-Invención Verbreitung. Zu dem programmatischen Begriff „la función blanca“ im Manifesto Invencionista der Asociación bemerkt Adriana Lauria in ihrem Essay Concrete Art in Argentinia: …the term „white function“ […] may be taken as an absence of pupose for art, excepting the self-reflexive one. In addition to evocing the famous work „Suprematism. White on White“ (1918) by Malewich, which seemed to reveal the minimum degree of perceptual existence of an image, this expression more directly relates to Van Doesburg´s evolutionistic conception of painting, made known 1929 […] He claimed […] “The dark, bituminous Renaissance painting has been followed by the luminist period´s blue painting. And the third stage of pictorial developement shall be the white painting.“ (Theo Van Doesburg, Le planisme de Torres-Gracia, Paris 1929, unveröffentlichter Essay)

Im Zusammenhang dieser Forderung steht die Suche der Argentinischen Konkreten nach einem Vorgehen, das jegliche illusionistische Relikte in der Malerei überwindet, so z.B. auch die räumliche Wirkung, die durch überlagerte Farbfelder entsteht.

Mich hat dieser Anspruch bei der Entwicklung meiner Farbstufenbilder in der Weise beschäftigt, dass die Farbflächen in einem Bild nicht mehr als Anordnung übereinander liegender Ebenen erscheinen sollten, sondern als ein Gefüge, dass eine Oberfläche bildet, die ihrerseits nun aber gekrümmt erscheinen kann.

2010, Öl und Akryl auf Leinwand, 60×60 cm

Zu meinen ersten Farbstufenbildern mit über die Bildkante gemaltem Graurahmen (2010) bemerkte eine Atelierbesucherin treffend. „Rollladen zu“. In jüngerer Zeit bin ich damit beschäftigt, diese Geschlossenheit des Bildraumes wieder aufreißen zu lassen.

2010,Öl auf Leinwand, 50x50cm
2016, Bildentwurf
2017, Bildentwurf

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