Farbstufen – Paul Klee

In der Ausstellung Kosmos Farbe. Itten-Klee, 2013 im Martin-Gropius-Bau in Berlin, war ich besonders von dieser Arbeit Paul Klees eingenommen, die in der Zeit entstand, als Klee bereits am Bauhaus lehrte. Wachstum der Nachtpflanzen ist ein gedankenvolles, über Malerei gewitzt sprechendes Bild, auch in der Art, wie der poetische Titel mit der  Bildkomposition zusammenspielt: Wachstum verweist auf Bewegung – Farbbewegung; Pflanzen auf die Richtung dieser Bewegung – vom Dunkel ins Helle; Nachtpflanzen betont die Rolle des Dunkel – „Aktivität der Dunkelheit“ (s.dz. Andreas Prater, Licht und Farbe bei Caravaggio, Steiner 1992).

Klee setzt das Dunkel nicht bloß als Akzentuierung ein, sondern bindet seine Idee der Farbstufung, die Farbbewegung ist, an eine Aktivität der Dunkelheit: Der gemalte Dunkelgrund, vor dem das helle Ende der Farbreihen „im Licht“ erscheint, wird als Ursprung angesprochen, aus dem diese Bewegung kommt. Im Unterschied zum Prinzip einer Farbenentwicklung zwischen gegebenen Farbpolen in der Art einer Farbreihe, die systematisch durch Mischung der Polfarben entsteht (eine Übungsaufgabe für Bauhausschüler), liegt der Anfang der Farbbewegung hier im Indifferenten, Unbestimmten, wörtlich „im Dunkel“. Aus diesem aufsteigend erscheinen die „Nachtpflanzen“: Es sind aus geometrischen Formen aufgebaute Türmchen, deren von Dunkel nach Hell abgestufte Farben komplementäre Kontraste durchlaufen. Die Schrittfolge der Farben ist nicht deduktiv; eigenwilligem Wachstum vergleichbar konterkariert sie den an Bauklötzchen erinnernden Aufbau der „Pflanzen“.

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